GenNeu: Spielzeug, Kleidung und Bücher ohne Stereotype

 

Interview mit Roanna, Gründerin von GenNeu

(Werbung)

Einen ersten Schritt, den „Teufelskreis des Gendermarketing“ zu durchbrechen, gehen Eltern, die pinke Putzwägelchen „extra für Mädchen“ in den Regalen stehen lassen und an „Vorlesegeschichten für Jungs“ vorbeigehen. Und durchbrochen wird er von Shops, die auf „Mädchenspielzeug“-Schilder verzichten und die ihr online-Angebot nicht nach Geschlecht sortieren. Von letzteren gibt es nicht sehr viele. „Die Kundschaft möchte das so“, lautet die häufige Antwort bei Kritik, und teilt sich Platz Eins mit „Es wird gekauft, also gibt es einen Bedarf“. Einigermaßen dreist finden wir, wenn zum Beispiel Tchibo, migros, dm oder andere uns auf Kritik an ihrem geschlechtergetrennten Angebot sinngemäß antworten: „Natürlich können Sie das pinke x auch für ihren Sohn kaufen“. Danke für nichts! (> Zum „Bullshitbingo des Gendermarketing„).

GenNeu – Detail der Shop-Introseite

Der kleine Online-Shop GenNeu macht es anders,

GenNeu bietet „Spielzeug, Kleidung und Bücher ohne Stereotype“, verkündet das schon auf Seite Eins und ist damit eine Ausnahme. GenNeu gibt es seit März 2018. Inzwischen hat der Laden rund 150 Produkte im Angebot; der Schwerpunkt liegt auf Geschenken für Neugeborene und für Kinder bis zum Alter von 5 Jahren. Roanna ist die Gründerin und Inhaberin, und wir haben sie angeschrieben, weil uns ihre Grafik „The Vicious Circle of Gendered Toys“ so gut gefiel, dass wir sie übersetzen und als Postkarte drucken wollten.

Wir freuen uns über die Kooperation

und, dass Roanna uns ein paar Fragen zu ihrem Startup beantwortet hat.

Roanna: My partner and I are at that kind of age when quite a few friends are starting to have babies. Wanting to send them a little something to welcome to the world, we really struggled to find things that weren’t pink or blue. We hated the idea that someone so new and so young would be bombarded with stereotypes from the day they were born. We searched and searched, but really struggled to find affordable, neutral gifts, so we took the plunge and decided to start GenNeu.

Foto (c) @GenNeuStore

(Mein Partner und ich sind in dem Alter, in dem manche Freunde, Babys bekommen, und wir wollten ihnen eine Kleinigkeit schicken, um sie in der Welt willkommen zu heißen. Aber wir hatten wirklich Mühe, Dinge zu finden, die nicht rosa oder blau waren. Wir hassen die Vorstellung, dass jemand, der so neu auf der Welt und so jung ist, vom Tag der Geburt an mit Stereotypen bombardiert wird. Wir suchten und suchten, und es war wirklich schwierig, bezahlbare, neutrale Geschenke zu finden, und deshalb wagten wir den Sprung und beschlossen, GenNeu zu gründen.)

Warum ist euch der Zusatz auf der Einstiegsseite wichtig ‚just toys – no stereotypes‘? Wieso nicht einfach Spielzeug und Kleidung anbieten, Gender gar nicht groß thematisieren, und die Kundschaft wird dann schon finden, was sie braucht?

Roanna: When people visit a normal toy store, they’re asked to filter by gender almost straight away. It’s normal to see that navigation option. We wanted to highlight why we’re different from the moment customers arrive on our store.

(Wenn Menschen einen üblichen Spielzeugladen besuchen, werden sie direkt gebeten, nach Geschlecht zu filtern. Es ist ganz normal, diese Auswahl als Menupunkt zu sehen. Und wir wollten schon direkt, in dem Kund*innen in unserem Shop ankommen, betonen, dass wir anders sind.)

Alle Menschen aus dem Marketing, die wir auf ihre stereotype Werbung ansprechen oder Firmen, deren Produkte wir mit unserem Negativpreis ‚Der Goldene Zaunpfahl‘ (link) ausgezeichnet haben, erklären uns, die Kund*innen wünschten sich Orientierung und fragen danach, ob denn zum Beispiel das Spielzeug x für Mädchen geeignet wäre. Ist das denn bei Euch anders?

Roanna: As anyone who’s bought a gift knows, one of the hardest parts is filtering through all the options to find something perfect for the individual you’re shopping for. We addressed this using lots of different filter options: you can sort by age, price, product type, theme, the kind of gift you’re looking for. These options are all based on the child’s personal interests rather than gender stereotypes. All of these options really help people visiting GenNeu to find the perfect gift by focusing on the individual, not relying on stereotypes.

(Alle, die schonmal ein Geschenk gekauft haben, wissen, das Schwierigste ist es, sich durch alle Optionen und Filter zu klicken, bis man etwas Perfektes gefunden hat für die Person, für die man etwas sucht. Bei uns basieren alle Optionen auf den persönlichen Interessen des Kindes – Alter, Preis, Produktart, Thema und Geschenkart – aber nicht auf Geschlechterstereotypen. Alle diese Optionen helfen den Besuchern von GenNeu, das perfekte Geschenk zu finden, indem sie sich auf den Einzelnen konzentrieren und sich nicht auf Stereotypen verlassen. )

Befürworter des Gendermarketing argumentieren, diese Werbestrategie garantiere einen höheren Umsatz. Wie könnt Ihr es Euch leisten, darauf zu verzichten?

Roanna: This is exactly the problem that ‚the viscious circle of gendered toys‘ infographic illustrates. The demand for pink and blue toys is there because marketing tells us that’s what’s normal for girls and boys — they ‘like different things’. Actually, this pink/blue divide is fairly recent and is purely focused on making more money for toy companies rather than what kids actually want. The toy industry thrived for many years with unisex toys and more and more parents and organisations like the Rosa-Hellblau-Falle are taking a stand and seeking out gender neutral options.

(Das ist genau das Problem, das die Grafik „Der Teufelskreis des Gendermarketing“ veranschaulicht. Die Nachfrage nach rosa und blauen Spielzeugen ist da, weil das Marketing uns sagt, dass es für Mädchen und Jungen normal ist – sie mögen verschiedene Dinge“. Tatsächlich ist diese rosa-blaue Trennung ziemlich neu und hat nur im Fokus, den Umsatz der Spielzeugfirmen zu erhöhen, und nicht das, was Kinder eigentlich wollen. Die Spielwarenbranche florierte viele Jahre lang mit Unisex-Spielzeug und immer mehr Eltern und Organisationen wie Die Rosa-Hellblau-Falle beziehen Stellung und suchen nach geschlechtsneutralen Optionen.)

Wir haben den Eindruck, dass man beim Einkaufen nicht an den Labels ‚für Mädchen‘ / ‚für Jungen‘ vorbeikommt, und wenn es nicht extra draufsteht, markieren Rosa und Blau welches Spielzeug das „richtige“ ist. Ist es für Euch schwierig, Produkte zu finden, die „für Kinder“ sind oder wie füllt Ihr Euren Shop?

Roanna: Finding toys and books that meet our strict requirements is a long, tough process. Each piece is screened, not only for the toy itself, but for the packaging. So many times we think we’ve found a great product, but the packaging lets it down. To find suitable toys, we have to source them from many different places. A lot of our wooden toys come from Germany, our fair trade soft toys come from a women’s cooperative in Bangladesh – it’s a thorough screening process!

(Spielzeug und Bücher zu finden, die unseren strengen Anforderungen entsprechen, ist ein langer und schwieriger Prozess. Jedes Stück wird geprüft, nicht nur das Spielzeug selbst, sondern auch die Verpackung. So oft denken wir, dass wir ein tolles Produkt gefunden haben, aber durch die Verpackung fällt es durch. Um geeignetes Spielzeug zu finden, suchen wir an vielen verschiedenen Stellen. Viele unserer Holzspielzeuge kommen aus Deutschland, unsere Fair-Trade-Plüschtiere stammen aus einer Frauenkooperative in Bangladesch – es ist ein gründliches Screening-Verfahren!)

Wie geht Ihr mit der Schwierigkeit um, dass Eure Partnerunternehmen, deren Produkte Ihr anbietet, vielleicht einzelne neutrale Produkte vertreiben, insgesamt aber ein Angebot haben, das kontraproduktiv ist, weil es stereotypen Botschaften verbreitet?

Roanna: This can be a real challenge, but we carefully pick our suppliers. Mostly we’re sourcing from wholesalers or small companies who don’t advertise to consumers. Where we see suppliers who use stereotypes then we avoid stocking their products.

(Das kann eine echte Herausforderung sein, aber wir wählen unsere Lieferanten sorgfältig aus. Meistens beziehen wir von Großhändlern oder kleinen Unternehmen, die sich mit ihrer Werbung nicht direkt an die Verbraucher*innen wenden. Wenn wir auf Lieferanten stoßen, die mit Stereotypen arbeiten, vermeiden wir es, deren Produkte zu lagern.)

Was sind die Schwierigkeiten bei Eurem Projekt, gibt es etwas, das Euch ausbremst? Und was habt Ihr Euch vorgenommen für die Zukunft des Shops?

Roanna: One of the challenges of being a startup and trying to do something different is letting consumers know you exist! Without the big budgets of mainstream toy stores, it can be a real challenge. But it’s about more than just sales. It’s about raising awareness that it’s not right to choose marketing and stereotypes over our children’s individuality. That’s why we love partnering with organisations like Rosa-Hellblau-Falle and Let Toys Be Toys to raise awareness of the how damaging gender stereotypes can be.

In the future, we’d love to stock more items from small local independent makers, helping them reach more people and grow their businesses too.

Watch this space!

(Eine der Herausforderungen eines Startups, das etwas anders machen möchte, besteht darin, den Verbrauchern mitzuteilen, dass es Dich gibt! Ohne das große Budget eines Mainstream-Spielzeugladen ist das eine echte Herausforderung. Aber es geht um mehr als nur um den Verkauf. Es geht darum, das Bewusstsein zu schärfen, dass es nicht richtig ist, Marketing und Stereotypen über die Individualität unserer Kinder zu stellen. Deshalb lieben wir es, mit Organisationen wie Rosa-Hellblau-Falle und Let Toys Be Toys zusammenzuarbeiten, um das Bewusstsein dafür zu schärfen, wie schädlich Geschlechterstereotypen sein können. In der Zukunft wollen wir gerne mehr Artikel von kleinen lokalen unabhängigen Herstellern lagern, um ihnen zu einer größeren Reichweite zu verhelfen und auch ihr Geschäft auszubauen.)

Herzlichen Dank an Roanna

sowie an den britischen Verein let toys be toys, die den Kontakt für uns hergestellt haben!

 

Rabatt-Angebot:

Wenn Du Dich über unsere Seite über diesen Link:  >Bei GenNeu einloggen< einwählst, bekommst Du 10% Nachlass auf Deine Einkäufe, die Summe wird Dir am Ende automatisch von der Einkaufssumme abgezogen.

Postkarte (c) GenNeuStore und klische*esc e.V.

 

Die Postkarte vom „Teufelskreis des Gendermarketing“

verschicken wir gerne über unseren Verein klische*esc e.V. in kleinen Mengen gegen eine Spende nach eigenem Ermessen.

Anfragen bitte per Mail.

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