FAQs

Die Rosa-Hellblau-Falle® polarisiert, denn sie vermittelt keine Technik in zehn Schritten, sie gibt keine Handlungsanweisung, die für jede Situation passen würde, sondern reicht viel weiter: sie stellt den eigenen, bisherigen Blick auf die Welt infrage und rührt an verinnerlichten Regeln zu dem was „richtig“ und „normal“ sei. Deshalb werden Gespräche über das Thema schnell emotional, wenn sie nicht sogar direkt abgeblockt werden. Wem es aber gelingt, sich darauf einzulassen und mit anderen darüber in den Austausch zu kommen, gewinnt oft spannende Einsichten, erfährt rührende Erinnerungen und kommt sich näher. Wir laden deshalb dazu ein, die eigenen Vorstellungen darüber, „was sich gehört“ und was „schon immer so war“ für eine Weile zur Seite zu schieben und zurückzuschauen, wie sich das angefühlt hat damals als Kind, als Erwachsene die Regeln darüber aufgestellt haben, was sich für ein Mädchen gehört und was einen typischen Jungen ausmacht. Wie geht es einem Kind, das bei Erwachsenen aufschnappt: „Sie mag ja mehr so typisches Jungsspielzeug.“, „In dem Punkt ist er ein richtiges Mädchen.“, „Also ich finde diesen Mädchenkram furchtbar!“, „Er hätte sich ja lieber einen Sohn gewünscht“… ? Herzliche Einladung also zum Austausch über Normen und Kategorien.

Im Folgenden haben wir ein paar der häufigsten Fragen beantwortet, die uns immer wieder gestellt werden von skeptischen Besucher*innen unserer Vorträge.

Rosa und Hellblau, das sind doch nur Farben, was wollt Ihr bloß?

Rote Herzen, gelbe Smileys, grüne Umweltsiegel, blaue Banken-Logos, alles bloß Farben? Gendermarketing hat mit dazu beigetragen, dass Rosa heute als niedlich und sexy gilt. Die Rosa-Violett-Rot-Palette wird vereinnahmt von der Werbeindustrie und zunehmend mit Schönheit, Anmut und Zartheit in Verbindung gebracht. Ganze Produkt- und Interessensbereiche sind nach Geschlecht getrennt und farblich gelabelt, es sind also mitnichten „nur“ Farben. Deshalb lässt sich erst dann, wenn Spielzeug aus den Bereichen Schönheit, Pflege, Haushalt auch öfter mal in schwarz oder grün verpackt wird und erst dann, wenn auch Experimentierkästen und Konstruktionssets, deren Verpackung mit Jungs bebildert sind, in Pink beworben werden, vielleicht sagen „Es sind einfach nur Farben“.

Aber Mädchen mögen nun mal Rosa, wollt Ihr ihnen das verbieten?

Im Gegenteil, wir wollen Rosa, Lila, Pink allen ermöglichen, die diese Farben mögen, denn da spricht überhaupt nichts dagegen. Worin liegt der Nutzen für Kinder, dass die Farbe Mädchen vorbehalten ist („Der Tim hat ein Shirt mit Määädchenfarben!“). Sie den einen verbieten und bei den anderen fördern, also eine bloße Umkehrung, die in manchen Familien passiert, ändert nichts an der Geschlechtertrennung und ist deshalb keine Lösung. Heute lernen Mädchen von Geburt an, dass sie mit Rosa als Lieblingsfarbe richtig liegen und mit grün als Ausnahme gelten – in 100 Jahren könnte das wieder ganz anders aussehen. Vergleicht man Klassenfotos von heute mit Gruppenbildern der 80er, 90er Jahre, sieht man, dass bunt nicht mehr für alle da ist, und die Frage nach der Lieblingsfarbe wird neuerdings mit Chromosomen und Hormonen in Verbindung gebracht. Hat sich die DNA von Mädchen also in ein paar Jahrzehnten verändert? Wohl kaum. Und wenn man bedenkt, dass Rot in allen seinen Abstufungen die Farbe der Herrschenden war, eine Farbe, die Könige trugen, (der Papst trägt bis heute Violett), wird deutlich, dass es hier um kulturelle Zuschreibungen geht und nicht im angeborene Lieblingsfarben. (Vgl. Kapitel Rosa… )

Dann sollen Jungs jetzt also alle mit Puppen spielen?

Nein, nicht alle. Nur die Jungs, die das wollen. Und damit sie das selbst herausfinden können, ist es Aufgabe der Erwachsenen, ihnen Spielzeug und Kleidung ohne Geschlechterlabel und ohne einschränkende Kommentare anzubieten. Wahlfreiheit ist das Stichwort. Leicht wird das nicht werden, denn durch Werbung, durch Bilder- und Schulbücher, Familienmitglieder und andere Erwachsene und natürlich von vielen Gleichaltrigen erfahren sie, dass Puppen „was für Mädchen“ seien. Und genau das ist die Rosa-Hellblau-Falle®, die immer bereit steht im Alltag von Kindern, und die es ihnen so schwer macht, individuelle Entscheidungen zu treffen. Denn wer will schon „anders“ sein und von anderen als „untypisch“ belächelt werden. Doch Kinder, die ein starkes Selbstbewusstsein haben und von ihren Eltern Rückendeckung bekommen, wenn sie in ihren Entscheidungen und ihrem Tun nicht dem Klischee entsprechen, haben es leichter, an ihren Vorlieben festzuhalten. Erwachsene können ihnen helfen, dass sie individuelle Wünsche nicht aufgeben müssen, bloß weil sie nicht der entsprechenden Geschlechternorm genügen.

Wenn ein Junge einen Rock anzieht, wird er gehänselt, Eltern müssen ihn davor beschützen, seht Ihr das anders?

Wir verstehen die Sorge dahinter und das Bedürfnis, geben aber zu bedenken, dass Eltern sich dadurch genau jene Regeln zu eigen machen und sie ihrem Kind weiterreichen, die ja erst zu der befürchteten Ausgrenzungssituation führen. Dem Kind Dinge zu verbieten (oder ihm nahezulegen, sich dagegen zu entscheiden), die dem anderen Geschlecht zugeschrieben werden, steht im Widerspruch zur Überzeugung, selbst keine Rollenklischees weiterzureichen. Ist es nicht viel mehr Aufgabe der Eltern, dem Kind den Rücken zu stärken und es in seinen Wünschen zu unterstützen? Schließlich muss nicht das Kind, das sich untypisch kleidet, lernen, mit Hänseleien umzugehen, sondern die hänselnden Kinder (Eltern und Fachkräfte) müssen lernen und verinnerlichen, dass „anders“ nicht gleich „falsch“ ist. Sie sind es, die lernen müssen, dass ihr Hänseln, ihre Intoleranz, ihre engen Vorstellungen von einem „richtigen“ Jungen Kritik erfährt und nicht akzeptiert wird! Und nicht das Kind mit dem altmodischen Pullover, jenes mit der dunkleren Haut oder der Junge mit rosa Hausschuhen, oder das Kind, das seinen Papa nicht kennt, das eine Gehhilfe hat oder das Mädchen, das (noch) kein Deutsch versteht.

Die Entscheidung gegen Rosa, gegen aufwändige Rüschenkleidung zum Beispiel ist ja durchaus legitim, wenn sie für beide Geschlechter gilt. Würde meine Tochter sich rosa Glitzerschühchen mit Absatz wünschen, würde ich sie nämlich auch nicht kaufen. Dass mein Sohn keine hat, liegt also nicht an der Tatsache, dass er ein Junge ist, sondern, dass ich etwas gegen ungemütliche Schuhe habe, mit denen mein Kind beim Fangenspielen wahrscheinlich am Rand steht und zuschaut.

(Wie es uns ergangen ist, als unser Sohn im Kleid der großen Schwester in die Kita ging, steht in Kapitel „»DU WÄRST JETZT WOHL MAL DIE MUTTER« Rollenklischees im Kindergarten – und wie es anders geht“ der Rosa-Hellblau-Falle.)

Postkarte erhältlich im Online-Shop unseres Vereins klische*esc e.V.

„Also bei uns werden alle Kinder gleich behandelt“ oder „Lasst doch die Kinder Kinder sein“

Gut, das sind keine Fragen. Aber ein großzügiges Wegwischen all unserer Anliegen, wie wenn wir ein Problem in die Welt gesetzt hätten, das sonst niemand kennt. Tatsächlich geht die Mehrheit der Eltern davon aus, Kinder „neutral“ zu erziehen. Und wenn sich die Tochter dann doch fürs Ballett entscheidet, obwohl sie einen Fußball geschenkt bekommen hat und wenn der Sohn die Autokiste vorzieht, obwohl er sich eine Puppe aussuchen durfte, dann ziehen viele den Rückschluss, es müsse an der Biologie liegen, die Gene seien verantwortlich, die Hormone, die Steinzeit… der eigene Einfluss und die allgegenwärtigen Botschaften werden dabei komplett ausgeblendet. Tatsächlich ändern Erwachsene ihr Verhalten gegenüber einem Kind schon vor Geburt, sobald sie das Geschlecht des Ungeborenen erfahren. (Vgl. Kapitel „VON BEGINN AN ZWEI WELTEN. Warum wir schon vor der Geburt Unterschiede machen“) Und in einer Welt, die Kinder ab Tag Eins in die Kategorie Mädchen und Jungen einsortiert, noch bevor sie sie als Kinder sieht, verstärken sich Geschlechterunterschiede im Lauf der Entwicklung, egal wie klein sie zu Beginn sein mögen. Insofern ja, sehr einverstanden! „Lasst doch die Kinder Kinder sein!“ Und beginnen wir damit, sie nicht mehr in zwei enge Schubladen zu stecken, sondern lassen sie selbst entscheiden und ihre Welt entdeckenInteressant dazu: Studien, die belegen, wie unterschiedlich Kinder abhängig von ihrem Geschlecht behandelt werden: babyx.rosa-hellblau-falle.de

Aber habt ihr bedacht, dass Jungs schon allein wegen des Testosterons von Natur aus wilder sind?

Das ist ein weit verbreiteter Gedanke, bloß dass der Testosteronspiegel vor der Pubertät bei Kindern in etwa gleich hoch ist – er liegt nahe Null. Studien zeigen aber, dass von Jungen grundsätzlich ein wilderes Verhalten erwartet und akzeptiert wird, und Mädchen häufiger dazu angehalten werden, ruhig und brav zu sein. Auf diese Weise erfahren Kinder, wie Erwachsene sich einen „normalen“ Jungen vorstellen und welche unterschiedlichen Normen die Gesellschaft für sie bereithält. Die Wechselwirkung von Verhalten und verändertem Hormonspiegel ist dagegen unterschätzt: Väter, die sich um ihre Kinder kümmern, haben einen niedrigeren Testosteronspiegel, der wieder steigt, wenn sie sich anderem zuwenden. Sport und Wettkampf sorgen dafür, dass der Testosteronspiegel steigt, bei Frauen wie bei Männern – was wieder belegt, dass unser Verhalten auch uns selbst verändert. Beim für uns entscheidenden Thema Bagger oder Puppe, Fußball oder Ballett und der geschlechtergerechten Pädagogik ist der Testosteronspiegel also irrelevant.  (Mehr dazu im Kapitel „Die Testosteron-Keule“)

Ihr wollt also die Geschlechter abschaffen und alle gleich machen?

Bedeutet es nicht viel mehr, alle gleich zu machen, wenn man die Unterschiede zweier Geschlechter über alles stellt, und davon ausgeht, dass DIE Jungen/Männer beziehungsweise. DIE Mädchen/Frauen ähnliche Interessen hätteb und die Unterschiede innerhalb ihrer Gruppe ignoriert? Die Vereinheitlichung auf beiden Seiten einer Mauer hat eine Gleichmacherei zur Folge, und darin liegt unser Kritikpunkt: Abenteuer, Technik und Bewegung Jungen zuzuschreiben und zu meinen, Mädchen interessieren sich per se für Haushaltsdinge, Make-up und Ponys. Wer findet „Jungs sind nun mal wild“ und „Mädchen sind eben ruhiger“, wer also Kindern allein aufgrund ihres (zugeschriebenen) Geschlechts ganz bestimmte Eigenschaften und Interessen zuweist, kämmt alle Mädchen über einen pinken Kamm und steckt alle Jungen in dieselbe Ecke. Dadurch wird ein Kind, sobald es sich für etwas interessiert, das Erwachsene nicht für sein Geschlecht vorgesehen haben, als untypisch gelabelt. Vorlieben beim Spiel oder bestimmte Verhaltensweisen sind zunächst einmal keine Hinweise aufs Geschlecht, sondern Ausdruck der Persönlichkeit.

Ihr habt vielleicht Probleme!

Eh… Danke für nichts. Es freut uns natürlich, dass Du von diesem strukturellen Problem nicht betroffen bist, denn das heißt, dass Du in einer privilegierten Position bist: im Unterschied zu anderen hast Du die Wahl: Du kannst dich abwenden und um andere Dinge kümmern, oder du kannst jenen zuhören, die durch die Rosa-Hellblau-Falle® eingeschränkt werden in ihrem Alltag. Die Wahrscheinlichkeit, dass dein Kind oder Kinder in deinem Umfeld, Familienmitglieder oder Kolleg*innen davon betroffen sind, ist groß. Wenn du mit ihnen ins Gespräch kommst und Fragen stellst, ohne nur deine Antwort zuzulassen, dir also von Momenten erzählen lässt, in denen Geschlechterklischees eine Rolle gespielt haben, dann erfährst du vom Ausmaß der Rosa-Hellblau-Falle®. Aber weggucken ist einfacher, das stimmt!

Aber war das nicht schon immer so?  Männer gehen zur Jagd, Frauen kümmern sich um die Höhle.

Je weiter wir in der Geschichte zurückgehen, desto spärlicher werden die Quellen, die etwas darüber erzählen könnten, wie die Menschen damals gelebt haben: Was wissen wir schon von den zwischenmenschlichen Beziehungen und Hierarchien in der Steinzeit, von der alltäglichen Aufgabenverteilung in diesen großfamiliären Strukturen, von den Vorstellungen von Geschlecht? Und je spärlicher die Quellen werden, desto größer wird der Spielraum für (Fehl-)Interpretationen. Das gilt insbesondere für die fiktionale Darstellung in Büchern und Filmen, in der bildenden Kunst und in Computerspielen.

Eine große Herausforderung in der Geschichtswissenschaft und Archäologie ist, sich nicht von den aktuellen, gewohnten, eigenen Lebensverhältnissen leiten zu lassen, die so naheliegend sind als Projektionsfläche, Vergleichsmöglichkeit und zur Veranschaulichung. Und wenn die Wissenschaft diese unbewusste Verwurzelung in der Gegenwart und Prägung, den sogenannten Unconscious Bias überwindet, dann entstehen faszinierende neue Perspektiven und Einblicke in Geschichte, Drei Beispiele:

  • ‚Der Krieger von Birka‘ ist eines der berühmtesten Wikingergräber in Schweden, prächtig ausgestattet mit Schwertern, Pfeilspitzen und zwei offensichtlich geopferten Pferden. Eine genauere Vermessung des Skeletts und schließlich eine DNA-Analyse ergaben nun, dass es sich bei diesem idealisierten Krieger um eine Frau handelt. Und im Zuge dieser Entdeckung wurde klar, dass auch in einigen schriftlichen Quellen ausdrücklich von Kriegerinnen die Rede ist. Diese Textstellen waren davor allerdings als mythologisch und unwichtig abgetan worden.
  • 2009 wurde bei Bauarbeiten ein händchenhaltendes, eng umschlungenes Skelettpaar entdeckt. ‚Die Liebenden von Modena‘ wurden schnell zu einem Symbol ewiger Liebe stilisiert. Genauere Untersuchungen haben nun ergeben, dass es sich um zwei verstorbene Männer handelt. Ob es sich nun tatsächlich um ein homosexuelles Paar handelt oder hier Brüder, Freunde oder Kriegskumpane begraben sind, das Beispiel macht deutlich, wie wenig wir eigentlich von den zwischenmenschlichen Beziehungen vor 1.500 Jahren wissen.
  • Und als letztes Beispiel: Die strikte Trennung von Haushalt und Familie (Innenwelt) auf der einen, und Beruf und Politik (Außenwelt) auf der anderen Seite entstand erst im Lauf des 19. Jahrhunderts, und wurde durch Regelungen wir Ehegattensplitting und Familienversicherung gesetzlich gefördert und durch Darstellungen in Kunst und Literatur als (neue) Normalität etabliert.

Wie auch immer die Geschlechterverhältnisse in der Steinzeit oder im Mittelalter gewesen sein mögen, in den aktuellen Auseinandersetzungen für mehr Gleichstellung geht es nicht um Gene oder prähistorische Prägungen, sondern um die politischen und sozialen Entwicklungen der vergangenen 70, vielleicht 150 Jahre, mehr nicht.

Sogar weibliche Affen spielen lieber mit Bratpfannen als mit Autos

Es ist schon erstaunlich, wie schnell und bereitwillig sich Menschen mit Tieren vergleichen (lassen), wenn es darum geht, diese vermeintliche ‚Natürlichkeit‘ geschlechtlicher Präferenzen zu belegen. (An dieser Stelle verweisen wir gerne auf den Song ‚queere Tiere‘ der Berliner Rapperin Sookee, die auf ganz andere Tier-Geschlechter-Verhältnisse verweist). Wichtig ist bei all diesen, zum Teil schon recht alten Untersuchungen, auf das genaue Setting und die Beschreibung zu achten.

In einer gerne zitierte Untersuchung mit Meerkatzen wurde den Tieren unter anderen Gegenständen eine rote Bratpfanne ins Gehege gegeben, als ‚Mädchenspielzeug’. Warum eine Bratpfanne auch für Meerkatzen weiblich konnotiert sein sollte, dazu äußern sich die Autor*innen nicht. In einer anderen Studie wurden Rhesusaffen beobachtet, die Spielsachen mit Rädern sowie Plüschtiere bekamen. Ein erster Durchgang musste direkt wieder abgebrochen werden, weil „ein Plüschtier in mehrere Teile zerfetzt worden war“. Beides verdeutlicht die Grundproblematik eines solchen Ansatzes: Wir wissen überhaupt nicht, ob ein Kinderspielzeug für einen Affen, der es noch nie gesehen hat, dieselbe Bedeutung hat wie für uns. Welchen Wert haben dann die in solchen Studien gezogene Schlüsse?

Und selbst wenn sich denn nun mehrheitlich männliche Affen mit Spielzeugautos beschäftigen sollten, welche Rückschlüsse erlaubt das auf Menschen und ihre geschlechtlichen Präferenzen? Abgesehen davon, dass es sehr gewagt ist, einen Bezug herzustellen zwischen (jahrtausendealter) genetischer Veranlagung und der Präferenz für die verkleinerte Nachbildung einer gerade einmal gut 100 Jahre alten Erfindung.

(Spielzeug-)Autos sind männlich konnotiert, das lernen schon Kleinkinder, noch bevor sie sprechen können. Mädchen bekommen sie seltener geschenkt, Mütter spielen seltener mit ihren Kindern damit, beim Spaziergang erklären Väter ihren Söhnen von Anfang an mehr über Automarken als ihren Töchtern. Schon bei 6 bis 12 Monate alten Kindern haben Jungen mehr „Außenweltspielsachen“ (Lastwagen, Werkzeug u.a.) während Mädchen eher „Haushaltsspielsachen“ bekamen. Fünfjährige Jungs sind außerdem stärker an Jungsspielzeug interessiert, wenn sie damit rechnen müssen, von Freunden gesehen zu werden. Viele kleine Jungen, die in der Kita nie mit Puppen spielen, machen das zuhause durchaus, sofern ihnen von den Eltern keine geheimen Lektionen dazu erteilt wurden. Und übrigens: „fünfjährige Kinder [klassifizieren] eine Babypuppe mit zornigem Gesichtsausdruck, die grobe schwarze Kleidung trägt, als Jungenspielzeug, ein lächelndes, gelbes Auto, das mit Herzchen geschmückt ist, als Mädchenspielzeug“.

Das Zusammenspiel von Genen, Hormonen und sozialer Prägung auf die Entwicklung eines Menschen ist viel zu komplex, als dass es sich zusammenfassen ließe in Sätzen wie: „Jungs stehn nun mal auf Autos“?

Und wenn diese geschlechtlichen Präferenzen so stark und eindeutig wären, warum müssen sie dann gelabelt werden im Spielwarenregal und warum ist es dann so wichtig, die Zuordnung zu kommentieren und zu sanktionieren. Würde sie sich dann nicht von ganz alleine einstellen?

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