Das Prä-Gendermarketing-Zeitalter


In meiner Kindheit war das noch nicht so schlimm, irgendwie glaube ich ja, das hat zugenommen mit dieser Einteilung in …

Rosa Hellblau
(bzw. Lila, Pink, Glitzer) (bzw. Schwarz, Orange, Grün, Braun)
Puppen Autos
Spielküche Werkbank
schön cool
Prinzessin Pirat
„sei brav !“ „reiß dich zusammen !“
Model, Tierärztin, Lehrerin… was mit Sprachen Mechatroniker… was mit MINT
Pferde, Ponys, Einhörner Monster, Dinos, Haie
Blümchen und Herzchen Sterne und Bälle
bastelt gern, ist feinmotorisch begabt *Küsschen* ist eben wild,  ein Sportskerl! *Schulterklopfer*
Mädchen stehen doch heute alle Wege offen… Sei was du willst, aber bloß kein Mädchen!
 …  …

„Ich bin ja in den 80ern (90ern, 70ern…) aufgewachsen, und mein Eindruck ist schon, dass das damals noch nicht so war. Wir hatten doch alle die Kleider der älteren Geschwister an und alle haben mit allem gespielt, oder?“

 

JA!

Leider müssen wir zustimmen:

Im April 2006 fand in Berlin der erste internationale Gendermarketing Kongress statt unter dem Motto: „Was Frauen wollen“. Zuvor schon in den USA und seitdem auch in Deutschland breitet sich die Zweiteilung der Welt in coole Abenteurer und schlanke Prinzessinnen aus bis in die Kinderzimmer von Neugeborenen hinein, mal subtil, mal brachial.

Für die meisten ist es nur so ein Gefühl, sie haben „Die Schnauze voll von Rosa„, naja, vielleicht auch nur ein bisschen, „Ist ja nur eine Phase„, aber diese Omnipräsenz von Pink und Glitzer nervt dann doch irgendwie. Und das Bauchgefühl lässt sich tatsächlich mit Zahlen und Daten untermauern, es gibt heute kaum mehr einen Produktbereich, in dem das Angebot nicht in Rosa und Hellblau, in männlich und weiblich getrennt wird. Und auch jenseits von Werbung und Produktwelten ist die Geschlechtertrennung im Alltag von Kindern ständig präsent, die Erwachsenen um sie herum sorgen dafür, trennen, sortieren, weisen zu, laden ein, kleiden ein, schenken und bewerten grundlegend anders, je nachdem, ob sie ein Mädchen oder einen Jungen vor sich haben. Also kurz:

Ja, es gibt einen Backlash hin zu traditionellen Rollenbildern.

Genau dieses Bauchgefühl war übrigens der Anlass, für das Buch ‚Die Rosa-Hellblau-Falle‘ zu recherchieren und Fachleute zu interviewen, wir wollten es nämlich auch nicht so recht wahrhaben:

Und das war 2013! Da gab’s noch keine Frauen- und Männerbratwurst, keinen in rosa und blau getrennten Klo-Duft (sorry, leider kein Scherz). Es gab Kinder (!) – Stoffe, niemand kam auf die Idee, Jersey in rosa-geblümt vs. blau mit Blitzen getrennt zu stapeln. Baby-Tragetücher wurden nach der Lieblingsfarbe der Eltern (ok, vielleicht der Mutter) gewählt, jedenfalls nicht nach dem Geschlecht des Neugeborenen.

Ja, in der Welt wurde schon immer vieles nach Geschlecht getrennt, Frauen saßen in der Kirche links vom Gang, Männer rechts (je nach Region auch andersherum) etc., aber! Es gab keine rosa Globen für Mädchen, immerhin im Spielzeuggeschäft waren Kinder noch eine große, gemeinsame Zielgruppe.

Deshalb: Ja, es hat zugenommen. Sorry, leider keine Entwarnung von hier aus :(

 

3 Gedanken zu „Das Prä-Gendermarketing-Zeitalter“

  1. Als Mädchen der Achtziger, bin ich fröhlich als „Herr Hoffmann“ aufgewachsen, denn rosa möchte ich nicht und ich wollte wilde Abenteuer als Forscher. Aber es muss auch einen Grund dafür gegeben haben, daß ich der Meinung war ein „Herr“ in meinen Kunstnamen aufnehmen zu müssen.
    Leider ist meine Tochter ein Glitzer Rosa Mädchen und das obwohl wir zu Hause eine sehr gleichberechtigtige Rollenverteilung haben.

    Zu ihrem Artikel in den Achtziger war Barbie und Co aber auch schon aktiv! Und die Rollenverteilung kein Stück besser als heute. Im Gegenteil gerade Väter haben zumindest in meinem Umfeld eine viel aktivere Rolle als zu meiner Kinderzeit.

    1. Ja, da haben Sie natürlich recht, es hat sich viel verändert und verbessert. Leider geben wir es nur in Teilen an die nächste Generation weiter. Und das Wissen darum vererbt sich ja nicht. ¯\_(ツ)_/¯

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