Über Puppen und ihre rosafarbene Vermarkung gab’s hier neulich schonmal einen Blogpost von uns. Dass das nicht nur ein Kinderzimmerthema ist, sondern mit dem Gender Care Gap zu tun hat, steht auch heute in unserem Artikel für die taz:
Puppen haben in vielerlei Hinsicht mit unserem Anliegen rund um die Rosa-Hellblau-Falle zu tun. Nicht nur die Frage, wer mit ihnen spielt, mit ihnen spielen darf, wem sie geschenkt, für wen sie beworben werden… sondern auch ihre Veränderung, ihr Design, womit sie sich beschäftigen.
Dieser Werbespot für Lego Friends ist schon gruselig genug, achtet man nur auf den Stimmklang der Sprecherin und das eingesetzte Mädchenkichern. Alles dreht sich um niedliche Tiere und lustige Freundinnen: „braves Mädchen“. Für viel mehr sind die knubbeligen Püppchen aus Marketingsicht wohl nicht zu gebrauchen. Gut, dass Kinder sich nicht immer an deren Regeln halten. Im Kontrast dazu der Sprecher im Werbespot für die eckigen Lego City-Männchen: laut, schnell und fordernd. (Als Alternative gibt es den Gender Advertising Remixer von Jonathan McIntosh, ein ganz klasse Tool, das der Geschlechtertrennung ein Ende setzt und die Absurdität des Gendermarketing spürbar macht.)
Puppen wie Barbie wurden in den letzten Jahren immer dünner, ihre Aufmachung sexualisierter. Auch da gibt es einen Zusammenhang zum veränderten Körperbild und Selbstwertgefühl von Mädchen, worauf Pinkstinks immer wieder aufmerksam macht. Dass das keinesfalls im Interesse der Kinder ist, zeigen Projekte und Alternativen wie z.B. die Lammily-Puppe von Nicolay Lamm. Kinder finden es prima, wenn eine Puppe so aussieht, als könnte sie eine wirkliche Person sein, wenn sie das tut, was Kinder tun, sie nicht wie eine 30-jährige Discogängerin designed wird.
Wie Bratz-Puppen aussehen könnten, zeigen die Tree Change Dolls der Australierin Sonia Singh: sie ermöglicht sexualisierten, aufgebretzelten, alleine gelassenen Puppen einen Neustart (>hier< ist ein schöner Film über sie).
Und wer das Thema Wer-spielt-wie-womit, Jungen und Puppen, mit seinem Kind besprechen möchte, dem/der sei das Buch Paul und die Puppen von Pija Lindenbaum empfohlen.
„Puppen haben auch Väter!“, wissen Kinder. Den Satz hat ein kleiner Junge einer Erwachsenen geantwortet, die meinte, sein Puppenspiel kommentieren zu müssen. Und erzählt hat uns das eine Erzieherin, die wir für ein SWR-Radiofeature interviewt hatten – wer Spaß hat, das nachzuhören, findet es >hier< online bzw. zum Download.