Dieser 12. des Monats fällt auf den ersten Schultag nach den Sommerferien in NRW.
In den letzten Wochen hatten wir viele berufliche Dinge unterwegs oder auf dem Balkon erledigt, noch mehr Jonglage mit den Kindern als sowieso schon, mehr Hin und Her zwischen Ausflügen, Manuskripte lesen, Kochen, Googeln, Schwimmen, Schreiben… , haben Bürozeiten entsprechend verändert, viel in den Abend verlegt – ohne Schulkinder käme ich nie auf die Idee, vor 8 Uhr am Schreibtisch zu sitzen. Ab heute bleibt mir wieder nichts anderes übrig :-(
Sieht schön aus der Himmel, so früh am Morgen, fühlt sich aber so falsch an, dass ich gerne darauf verzichten würde und den Anblick gegen den des Abendhimmel eintauschen möchte. Aber gut.
Erste Tat im Büro: Schreibtisch aufräumen. Ich fände es ja logischer, das zu Beginn der Ferien zu machen. Reinen Tisch und heute Neustart in den Arbeitsalltag. Aber da kam wohl anderes dazwischen. Hier also der seltene Anblick meines leeren Schreibtisches. Ich weiß nicht, wann er zuletzt so aussah – zu lange her.
Die Post bringt eine Karte für K1 und einen Brief an mein männliches Ich – gibts öfter bei meinem Vornamen. Nur meine Kinder finden das immer wieder aufs Neue unglaublich: Almut ein männlicher Vorname? Im Gegensatz zu irritierten AnruferInnen, die wundern sich andersherum: „Ach, Sie sind es selbst? Ich dachte, wegen des Namens… Stille…“.
Außerdem im Kasten das Buch von Anna Mateur „Weh Wehchen Atlas„, das mich eine Weile davon abhält, zum Schreibtisch zurückzukehren. Ein Bilderbuch für Erwachsene, das sich mit gruseligen Zeichnungs-Collagen mit Perfektionismus, Schönheit und deren Herbei-Operation befasst. Ich habe Anna Mateur letztes Jahr in Dresden gesehen und fand ihre Lieder schon toll, dass sie ihre Kritik auch in erschreckende Illustrationen packt, war mir neu. Lustig ist das nicht. Also schon ein bisschen, weil sie derart übertreibt und Körperteile beschneidet, rasiert, umordnet, ersetzt. „Mir war auch nicht bewusst gewesen, dass es allein durch die Fülle der Oberlippe zu Problemen mit der Nasenatmung kommen könnte. … Letztendlich habe ich die Nase ganz entfernen lassen.“
Hier eine der harmloseren Seiten zwischen all den einzelnen Körperteilen:
Gegen später verlege ich mein Büro wieder auf den Balkon. Redaktionssitzung mit Senfbrot und Chips:
Am Nachmittag fahre ich mit dem Rad am Rhein entlang zur Musikschule, um die Kinder dort zu treffen.
Es wird ein Familientreffen daraus und wir gehen gleich noch ein Eis essen. Ganz zufällig :) habe ich eine Picknickdecke dabei.
An einem Baum in der Nähe sind viele kleine gefaltete Kraniche auf Schnüre gespannt. Eine schöne Idee. Und so lese ich zum ersten Mal die Aufschrift des Gedenksteins dort und erfahre außerdem, dass letzte Woche, am 6. August der 70. Jahrestag des Atombombenabwurfs der USA auf Hiroshima war.
Die Bedeutung der Kraniche kannte ich, seit wir ein Feature für den SWR und Deutschlandfunk übers Falten gemacht hatten (Din 824 – C. Falten, aber richtig), hier werde ich wieder daran erinnert:
Sadako Sasaki war 2 Jahre alt zum Zeitpunkt des Bombenabwurfs und wuchs als scheinbar gesundes Mädchen auf. Mit 10 Jahren erkrankte sie an Leukämie und hörte von einer alten japanischen Legende: Wer tausend Origami-Kraniche falte, bekäme von den Göttern einen Wunsch erfüllt. Im Krankenhaus faltete sie über tausend Kraniche, Freunde und Familie halfen ihr, und ihre Lebensgeschichte hat weltweit Anteilnahme bekommen und wurde nach ihrem Tod weiterverbreitet. Origami-Kraniche wurden so zu einem Symbol der internationalen Friedensbewegung und des Widerstands gegen den Atomkrieg.
Auf der Heimfahrt noch Grünzeug für unsere Kaninchen einsammeln. Ich glaube, damit bin ich nicht allein, HasenbesitzerInnen kennen den Impuls, sich bei jedem Löwenzahnbüschel zu bücken. Selbst im Urlaub, weit weg von den Kaninchen, oder wenn ich beruflich unterwegs bin und in einer anderen Stadt mit meinem Rollköfferchen an einem Park mit großen Löwenzahnblättern vorbeikomme, muss ich mich bremsen und mich erinnern, dass es Quatsch ist, die Blätter im Zug nachhause zu transportieren :-)
Angekommen steige ich über den Haufen, der vor unsererem Haus liegt. Als ich ihn gestern entdeckte, habe ich ihn ignoriert, wollte nicht wahrhaben, dass es Hundebesitzer gibt, die so was fett vor der Haustür anderer Menschen liegen lassen. Heute mache ich ein Foto davon. Wozu weiß ich auch nicht. Ich sollte eine Tüte holen. Bäähhh! Echt blöd sowas. Dabei wohne ich noch nicht mal in Berlin! Vielleicht lösche ich das auch wieder, wer will das schon auf seinem Blog haben. Und es gibt wirklich Schlimmeres, um sich aufzuregen, aber trotzdem: So eine Sch…!
Spät am Abend schreibe ich noch einen Aufruf, weil wir für unsere nächste Radiosendung noch eine/n GesprächspartnerIn suchen und ich das morgen online stellen möchte. Es wird wieder spät, dabei wollte ich doch noch… Das Déjà-Vu berufstätiger Eltern.
Das waren meine 12 von 12 im August.
Vielen Dank fürs Dabeibleiben :)
*Hier* gibt es mehr #12von12 August-Beiträge.
Die Kraniche kannte ich noch gar nicht, schönes, trauriges Symbol…. Und Dein aufgeräumter Schreibtisch sieht aus, als wärst Du gerade erst ins Büro eingezogen. :)