Spiele-Portale sind die Hölle der Rosa-Hellblau-Falle
Das Kondensat des Gendermarketing, worst-of aller Geschlechterklischees versammelt auf je einer Seite: Mädchenspiele vs. Jungsspiele. Wer noch zweifelt, ob Geschlechtertereotype für Kinder heute eine Rolle spielen, ob wir nicht „längst weiter“ sind und Kinder die freie Wahl haben, ist eingeladen auf die Seiten von poki.de oder anderer Spieleportale, die online-Spiele für Kinder anbieten.
„Lasst doch die Kinder in Ruhe“
wünschen sich Kritiker*innen von uns und übersehen, dass dieser Appell sich an die Werbewelt richten sollte!
Denn die hier versammelten Motive und Stichwörter sind dieselben, die sich auch in den anderen Bereichen wiederfinden, ob Spielwaren, Kinderbekleidung, Lebensmittel, Zeitschriften, Buchhandel, Spielfilm… – es ist die Häufung, die das Problem besonders drastisch vorführt, aber die Werbestrategie, die die Kinderwelt in Abenteurer und Models trennt, wird überall angewandt.
Text poki.ch auf der Unterseite „Jungsspiele“
Führe Krieg, dein Schicksal liegt in deiner Hand, egal ob du dich auf gefährlichen Großstadtstraßen oder internationalen Schlachtfeldern befindest. Wenn du nicht gerade mit Pistolen zugange bist, kannst du auch in einen Monstertruck steigen und einfach Zombies und andere Monster über den Haufen fahren. Genieße deine neue Macht und lass nicht zu, dass sich dir jemand in den Weg stellt!

Für ein romantisches Abenteuer kannst du einen süßen Jungen aussuchen und dich verlieben! Erstelle Outfits für Promis, designe Kleider für Puppen oder trage süßes Make-up auf. Erfülle dir deine wildesten Einkaufsträume. Versuche, mit Hunden und Katzen zu spielen, und kümmere dich um dein eigenes Haustier! – Unsere spielerische Sammlung macht jedes Mädchen glücklich!
Text von poki.de auf der Unterseite „Mädchenspiele“
Die Veranwortlichen – Nicht erreichbar
Doch online-Spieleportale sind ein Frust für Aktivist*innen, weil man die Verantwortlichen nicht zu fassen bekommt. Wir haben schlechte Erfahrungen damit. 2019 zum Beispiel wurde die Seite ‚Spielaffe‘ im Rahmen unserer Initiative Goldener Zaunpfahl‘ ausgezeichnet mit dem Negativpreis für absurdes Gendermarketing. Und zwar für ein Klo-putz-Spiel, das sich explizit an Mädchen richtete: „Toilette putzen ist ein lustiges Mädchenspiel, in dem du das Bad reinigen kannst, damit deine Mutter dir erlaubt, auf die Party einer Freundin zu gehen“. Zwar hat der Seitenbetreiber das Spiel von der Seite genommen…
Wir nehmen Ihre Nominierung zum Anlass […] Das genannte Spiel haben wir von unserer Website entfernt.
Antwortmail von SpielAffe an klische*esc e.V. 2019
… war für uns aber darüberhinaus nicht erreichbar. Weitere Mails und Anrufe blieben unbeantwortet, und der Goldene Zaunpfahl von 2019 liegt hier im Vereinsbüro, weil es nie zu einem Übergabetreffen kam.
SpielAffe aka StoerMedia hält die Füße still, die Entwickler und Programmierer sitzen häufig in anderen Ländern, billige, schnell produzierte Klickspiele gibt es zuhauf, Spieleportale ebenso, und so rückt schnell das nächste Klischeespiel nach.
Die Machtverhältnisse sind klar: Hier Aktivist*innen im Ehrenamt, dort die Gaming-Industrie, in der stereotype Rollenbilder seit Beginn ein Problem sind, auch wenn sich inzwischen einiges getan hat:
Es gibt immer noch viele sexistische Darstellungen, es gibt rassistische Darstellungen, die Frauen sind auch immer noch zahlenmäßig weit in der Unterzahl, wenn es um die Hauptcharaktere geht. Oder wenn sie eben Nebencharaktere sind, haben sie auch oft immer noch das Problem, dass sie gerettet werden müssen oder dass sie weniger Handlungsmacht haben als ihre männlichen Kollegen.“
Lara Keilbart im Deutschlandfunk ‚Geschlechterbilder in Computerspielen‚
